So viel steht fest: Im neuen Jahr wird wieder Leben in die Räume der Waschküche in der Feldstraße 10 im Brunnenviertel einziehen.
Was, wie im Einzelnen möglich sein wird, wird wohl erst einmal noch das kleine Virus bestimmen. Aber: Wenn dieses Magazin erscheint, befindet sich das Projekt „Aktionsraum Waschküche“ in der Endphase – endlich. Denn: Nach einer tollen ersten Fotoausstellung im Januar 2019 fiel die Waschküche in eine Art Dornröschenschlaf, ähnlich wie unser neuer Flughafen, zum Glück aber nicht so tief. Hier nun eine Geschichte in mehreren Kapiteln mit einem glücklichen Ende.
Kapitel 1 – Die Wäscherei
Bis in die 1970er-Jahre war es üblich, in Neubauten Waschküchen einzuplanen, so auch in der Feldstraße 10. Diese Waschküche war eine von mehreren, die die Degewo im Brunnenviertel betrieb, ursprünglich sogar mit einer angestellten Wäscherin. Der Raum war nicht nur praktisch, sondern auch wichtig für die Menschen: Während die Maschinen rumpelten, tauschten die Hausfrauen ihre Neuigkeiten aus und wuselten Kinder umher.
Kapitel 2 – Die Sanierung
Auch wenn mit der Zeit Waschmaschinen ihren Platz in den Wohnungen fanden, die Waschküche blieb – bis zur Sanierung und Modernisierung des Hauses vor ein paar Jahren. Da wurde sie stillgelegt: Geräte wurden ausgebaut, Fliesen abgeschlagen, Fußbodeneinläufe vergossen, neue Fenster eingebaut, haustechnische Installationen erneuert, ein WC und eine Küchenzeile eingebaut.
Kapitel 3 – Die Idee
Dann hatte die die Degewo die Idee, diesen Raum den Bewohnern des Kiezes als Aktionsraum zur Verfügung zu stellen. Über das Quartiersmanagement (QM) Brunnenviertel-Ackerstraße konnte ein Projekt aus Mitteln des Projektfonds „Soziale Stadt“ finanziert werden, welches den Start des neuen Nachbarschaftstreffs ermöglichen sollte. Bei einem ersten Netzwerktreffen vor Ort im Januar 2019 trafen sich Anwohner und Interessierte, um sich über Ideen auszutauschen und Unterstützung anzubieten.
Den etwa 20 Interessierten fehlte es nicht an Ideen für die Raumnutzung: ein buntes Spektrum, das von Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen über die Nutzung durch einen Senior*innenchor, für diverse Workshops und Hausaufgabenhilfe bis zur Einrichtung einer Schreibwerkstatt oder einem Erzählcafé reicht. Eine Fotoausstellung von Studenten der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) wurde im Januar 2019 durchgeführt, danach passierte zunächst nichts mehr.
Kapitel 4 – Die Realisierung
Für den zukünftigen Betrieb des Aktionsraumes Waschküche wurde in der zweiten Jahreshälfte 2019 glücklicherweise die Evangelische Versöhnungsgemeinde als Träger gefunden. Pfarrer Thomas Jeutner erwies sich als treibende Kraft, um den Dornröschenschlaf zu beenden.
Klar wurde, dass durch die (Um-)Nutzung als Veranstaltungsort noch einmal bauliche Maßnahmen für Brandschutz und Barrierefreiheit notwendig wurden. Das hieß, einen zweiten, rollstuhlgerechten Fluchtweg zu schaffen und das WC entsprechend barrierefrei umzubauen.
Die Degewo musste noch einmal Planungsmaßnahmen beauftragen, baurechtliche Belange klären, behördliche Genehmigungen einholen. Und: Es war noch einmal ein massiver baulicher Eingriff in den Raum notwendig, der bereits in seiner Hülle fertig war.
Im Januar 2020 stellte die Architektin das Entwurfskonzept für die Inneneinrichtung in der Steuerungsrunde (Degewo, QM, Träger) vor. Der Träger bat sie weiter um Unterstützung bei der Umsetzung. Nicht immer einfach, denn für die Beleuchtung und die akustischen Maßnahmen brauchte es Lösungen, die sowohl den baulichen Gegebenheiten als auch den Nutzungsbedingungen Rechnung tragen. Ausschreibungsmodalitäten mussten geklärt werden, Leistungsverzeichnisse waren notwendig, damit Firmen vergleichbare Angebote abgeben konnten. Nach deren Auswertung wurden Tischlerarbeiten, Beleuchtung, Akustikmaßnahmen und Vorhänge Mitte August beauftragt. Noch einmal gab es Dreck, Staub und Lärm. Hinzu kamen Lieferprobleme bei den Türen. Aber es hat geklappt!
Kapitel 5 – Das Ergebnis
Die baulichen Maßnahmen der Degewo sind abgeschlossen. Die Inneneinrichtung ist realisiert, d.h. die Akustikplatten sind eingebaut, Verdunklungsvorhänge, die ebenfalls akustisch wirksam sind, hängen. Mit dem Licht der neuen Leuchten können verschiedene Raumatmosphären geschaffen werden. Der Tischler hat die Möbel gefertigt und vor Ort montiert und einzelne Wände wurden, wie es das Konzept vorsah, farbig gestrichen.
Wenn Sie diesen Beitrag lesen, fehlen neben wenigen kleinen Dingen noch ein paar Holzklappstühlen, die die Bestuhlung bei Veranstaltungen ergänzen sollen. Die Hausordnung und der Belegungsplan sind beim Träger in Arbeit. Ein eigenes Logo hat die Waschküche schon. Es wurde von der Grafikerin Julia Schonlau entworfen. Und die erste Fotoausstellung in der fertigen Waschküche wartet seit Mitte Dezember auf Besucher. Es ist eine Ausstellung von Michael Becker über den Gemeinschaftsgarten „NiemandsLand“ von seinen Anfängen bis in die Gegenwart. Die Website ist in Arbeit und wird ab Januar 2021 mit Inhalt gefüllt sein, vielleicht auch mit einem virtuellen Rundgang durch die Ausstellung. Hoffen wir, dass die aktuelle Lage es baldmöglichst zulässt, dass Anwohner, Interessierte, Akteure die alte Waschküche schnell mit neuem buntem Leben füllen können. Sie wartet darauf. Viel Spaß!
Autorin Beate Heyne ist Architektin und hat ihr Büro im Kiez. Sie ist für den Entwurf der Innenraumgestaltung verantwortlich und hat deren Umsetzung auch in der Realisierung betreut. Den hier veröffentlichten Beitrag hat sie ursprünglich für das „Brunnenmagazin“, Ausgabe 4/2020 geschrieben. Da die Arbeiten für den Innenausbau inzwischen abgeschlossen sind, hat sie das Kapitel 5 für diesen Beitrag aktualisiert.