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Denn auch sie haben eine Seele

Das mag man glauben oder nicht. Wie auch immer:

sie, die kleinen Bienen, haben unsere Aufmerksamkeit, unseren Respekt und unseren verantwortungsvollen Umgang mit ihnen und ihrer Lebenswelt verdient – sie, die die Erde um so vieles schöner und reicher machen, die Vielfalt schaffen und so viel leisten, damit wir versorgt sind.

In der einst gängigen Tradition, mit den Bienen zu sprechen und ihnen zu lauschen, zollten die Imker ihnen diesen Respekt. Die serbische Künstlerin Ana Prvački hat dies als Kind bei ihrem Großvater erlebt.

Mit ihrer Performance „Mit den Bienen sprechen“ will sie an diese Tradition, eine intime Geste zwischen Mensch und Tier, anknüpfen. Es ist eine Geste gegenseitiger Achtung, die bewusst macht, dass wir alle und alles dem Wandel unterliegen, dass das Leben ein Kreislauf ist. Die Veranstaltung anlässlich des diesjährigen Weltbienentages findet in Zusammenarbeit zwischen dem Gropius Bau, deren Digital Artist in Residence 2021/2022 die Künstlerin ist, der Aurelia Stiftung und der Evangelischen Versöhnungsgemeinde statt und ist Bestandteil des Programms für die „Bienenwoche 2022 in der Waschküche„.

Leider komme ich zu der Performance zu spät, denn die Anfangszeit der Veranstaltung im Garten Niemandsland wurde kurzfristig vorverlegt – leider. Dennoch kann ich die ruhige, ehrwürdige Atmosphäre spüren, die herrscht, als ich das verwunschene Ende des Gartens NiemandsLand hinter der Versöhnungskirche an der Bernauer Straße erreiche.

Dort, unter einer großen Linde, auf einem Hügel stehen die Bienenstöcke. Thomas Jeutner, der Pfarrer der Gemeinde, in deren Trägerschaft sich die Waschküche befindet, sagt später zu mir, dass sie, die Bienen, schon vorher da waren, bevor 2015 der Grundstein für den Garten NiemandsLand auf dem ehemaligen Mauerstreifen, entlang der Friedhofsmauer gelegt wurde. Das ist jetzt sieben Jahre her. Viele engagierte Menschen haben den Garten angelegt, hegen und pflegen ihn und haben so eine grüne und bunt blühende Oase im belebten Viertel geschaffen. Entstanden ist ein kleines Paradies – nicht nur für uns Menschen, sondern eben auch für die Bienen – eine wunderschöne, friedliche Koexistenz.

Mit der Veranstaltung von Ana Prvački am heutigen Weltbienentag erfahren die Gartengestalter:innen, ob zweibeinig oder die mit kleinen Flügeln, nun öffentliche Anerkennung. Filmkameras summen, innehaltend lauschen die vielen Besucher dem Summen der Bienen und den Harfenklängen der Musikerin, die unter der Linde steht. Der letzte Ton der Harfe geht über in den Klang der Glocken – es ist Freitagmittag, 12 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein.

Dann wird es wieder ruhig im geheimnisvollen Garten NiemandsLand.

Besucht ihn. Er steht offen für alle. Und wer mitmachen möchte, kann es gerne tun.

Wer noch mehr wissen möchte über die alten Traditionen in der Imkerei, dem sei der halbstündige Dokumentarfilm „Der Hüter der Carnica-Biene“ (Link zu Youtubefilm), Slowenien 2019, empfohlen.

Text und Fotos: Beate Heyne